Geschichte

IntarsienWerkstatt

raphaël schmitt

Geschichte

Die Intarsienkunst ist schon über 3000 Jahre alt, wie einzelne Funde aus Ägypten beweisen. Schon in der Zeit des Neuen Reichs (1600 - 1100 v. Chr.) zierten reiche geometrische Muster in Ebenholz und Elfenbein die Betten, Sitzmöbel und Haussarkophage der alten Ägypter.
Auf der Krim wurden Bilder gefunden, die aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert stammen. Die Zeichnung ist in das Furnierholz eingeritzt, und die Flächen sind verschiedenfarbig bemalt, sodass eine Wirkung zustande kommt, die derjenigen von späteren, bildmässigen Intarsien ähnlich ist.
Auch in Ostasien war die Intarsientechnik bekannt.
In Japan ist die Einlage von Bernstein, Perlmutt, Schildpatt und Elfenbein typisch für die Zierkunst des 8. Jahrhunderts.

Bis zum Mittelalter scheint in Europa die Holzeinlegetechnik unbekannt gewesen zu sein.
Wir finden aber schon im islamischen Kirchenmobiliar sowie im türkischen Hausrat kleine Möbel, die mit geometrischen oder gerankten Einlagen aus Perlmutt oder Elfenbein geziert waren. Die erhaltenen Stücke stammen zwar aus dem 17. und 18. Jahrhundert; es lässt sich jedoch heute nicht mehr daran zweifeln, dass die Intarsie im vorderen Orient auch schon vorher gepflegt wurde. Die Elfenbeineinlagen der spanischen und oberitalienischen Möbel gehen auf sie zurück.
In Spanien finden sich schon früher als in Italien Beispiele für Einlegearbeiten von Holzmosaiken, was wohl auf maurischen Einfluss zurückzuführen ist. Sie blieben jedoch auf wenige Möbelarten beschränkt.
Aus den einfachen Holzmosaiken wurden, besonders bei den drei Hauptgattungen des italienischen Kirchenmobiliars, dem Stuhl, den Schrankwerken und den Chorpulten, Bandverschlingungen, sog. Arabesken oder Mauresken. Diese bildeten den Übergang zu den reichen, vegetabilischen und grotesken Formen der Frührenaissance. Später kamen noch perspektivische Darstellungen wie Ansichten von Strassen und Plätzen etc. hinzu. Figürliche Darstellungen erscheinen darauf nur selten.

In Italien, besonders in Florenz, wurde die Intarsie von weltlichen Künstlern und von Mönchen zur höchsten Blüte gebracht.
In Florenz finden wir im Jahr 1478 nicht weniger als 84 Werkstätten von Intarsiatoren und Holzbildhauern. Die Ausübung des Handwerks vererbte sich meist vom Vater auf den Sohn. Es lassen sich oft ganze Generationen oder Familien derartiger Künstler verfolgen, woraus sich auch die erstaunliche Meisterschaft derselben erklären lässt.
Antonio Barili (Abbildung) - um nur einen von ihnen herauszugreifen - war tätig als Zimmermann, Brückenbauer, Architekt, Intarsiator und Bildhauer. Er stellt damit keinen Einzelfall dar.

Zwei Erfindungen brachten eine Revolution auf dem Gebiet der Intarsientechnik: Die Laubsäge im Jahr 1562 und kurz danach eine Maschine zum Feinschneiden von Furnier.
Die Arbeit wurde dadurch sehr erleichtert. Es bot sich nun, durch die Verwendung von dünnen Furnieren und der Sägetechnik, die Möglichkeit noch reichere und zierlichere Intarsien auszuführen. An Stelle des vertieften Grundes konnten nun Grundfläche und Einlage ausgesagt und gemeinsam auf das Blindholz geleimt werden. Dadurch wurden die Grenzen der Anwendungsmöglichkeiten erweitert und die Voraussetzung für Entwürfe geschafft, bei denen Grund und Einlage nicht unbedingt verschieden behandelt werden mussten.
Eine Vorstufe der in der Fläche liegenden Sägeintarsien bildete das Auflegen von ausgesägten Mustern auf eine Grundplatte. Der andersfarbige Untergrund blieb zwischen den Konturen sichtbar; die ausgeschnittenen Teile lagen erhöht darauf.
Nach 1550 wurden Ein- und Auflegearbeiten auf Massivholz selten. Es war blich - um es noch einmal zu Betonen - dass alle Flächen einer Intarsie zuerst geschnitten und zusammengefügt wurden, um erst dann, als gemeinsame, ebene Schicht, auf einen Untergrund aufgeleimt zu werden.

Von Italien aus über die Schweiz und das Tirol verbreitete sich die Intarsienkunst nun nach Deutschland, Frankreich und Holland und wurde somit in einem wesentlichen Teil Europas bekannt.
Im 16. Jahrhundert erweiterte sich die Anwendung der Intarsie auf das Mobiliar. Möbel, Kabinettkästchen, Tische und Kommoden wurden mit eingelegten Ornamenten versehen. Ausser den immer noch verwendeten Holzmosaiken galten nun auch bildliche und figürliche Darstellungen, Architekturen sowie Landschaften als Hauptmotive.
Weil vermehrt exotische, kostbare Hölzer aus den meist holländischen Kolonien eingeführt wurden, boten sich immer mehr Möglichkeiten die Intarsien farbreicher zu gestalten.

In Deutschland waren Augsburg und Nürnberg die ersten Hauptstädte der Einlegekunst. Die meisten verzierten Möbel, welche Prunkräume der Höfe und Burgen zu dieser Zeit schmückten, stammten aus diesen beiden Städten.
Viele Intarsiatoren wurden später wegen ihren hohen künstlerischen Leistungen nach Paris berufen.
Von zwei Holländern stark beeinflusst, arbeitete sich dort der bedeutendste Französische Intarsiator, André Charles Boulle (1642-1732) empor. Er verarbeitete Elfenbein, Bronze und Zinn und erfand eine nach ihm benannte Sägetechnik (s. weiter oben). Wegen seinen Lieferungen an den Hof wurde er zu Recht zum «Ebéniste du Roi» ernannt. Seine Möbel zeugen von feinem Geschmack; der stilistische Aufbau zeigt hervorragendes Können.
Eine zweite Blüte der Intarsienkunst entwickelte sich zur Zeit des Rokoko, als in meisterhafter Arbeit und feiner Sägekunst fürstliche Möbel entstanden.
Die bekannteste Meisterwerkstatt war die von David Roentgen in Neuwied bei Koblenz. Dort entstanden Luxusmöbel von auserlesener Schönheit. Roentgen erlebte am Ende des 18. Jahrhunderts seine höchste Blütezeit und begründete seinen Weltruf.

Auch im Elsass, meiner Heimat, wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts die Holzeinlegekunst, in Form von bildmässigen Intarsien, so gepflegt, dass wir ihr kurz unsere Aufmerksamkeit schenken sollten.
Es war der in Börsch um 1865 geborene Kunstmaler Charles Spindler, der als erster die Idee hatte, elsässische Landschaften (seine Bilder), in Intarsien umzusetzen.
Neben den Nachfolgern von Spindler glaubten noch einige andere Handwerker, ihre Berufung sei Intarsienbildner. Im Elsass gingen eine ganze Reihe «Intarsienproduktionswerkstätten» auf.

Henri Baumer (1876-1969)

hbaumerEine Ausnahme bildete Henri BAUMER,der sich als Kunsttischler, Grafiker, Maler und Heraldiker in den zwanziger Jahren im Elsass auch einen besonderen Namen als Intarsienbildner machte.
Ich erwähne diesen Mann immer sehr gern, denn ich habe indirekt viel von ihm gelernt und bin ihm deshalb heute noch zu grossem Dank verpflichtet.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich in meiner Kindheit mit meinem Vater oft den alten «Monsieur Baumer», seinen früheren Lehrmeister, besuchen durfte.
Henri Baumer wurde 1876 in Bischweiler, 25 Km nördlich von Strassburg, geboren; er starb in seinem Heimatstädtchen im Alter von 93 Jahren.
Bis zu seinem 44. Lebensjahr führte er mit seinem Bruder Eugène eine weltbekannte Möbelwerkstatt.
Ab 1920 widmete sich Baumer ganz der Intarsienkunst. Er eröffnete ein «Atelier de Marqueterie» und wurde alsbald zur ersten wahren Konkurrenz des alten Spindler.
Von der Grundskizze bis zur Fertigstellung des Intarsienbildes führte Baumer alle Arbeitsschritte selber aus. Das unterscheidet ihn von den meisten andern Intarsienbildner. Nur künstlerisches Feingefühl und zeichnerisches Können verbunden mit meisterhafter Beherrschung der Technik können zu solch ausdrucksvollen, lebendigen Intarsien führen.
Mit seinem Intarsienbild «Vue sur la Moder» wurde Henri Baumer 1927 am nationalen Wettbewerb der «Meilleurs Ouvriers de France» zum besten Handwerker Frankreichs ernannt.
1938 vertrat er die Intarsienbildner Frankreichs an der Weltausstellung in Berlin.

Marcel Schmitt

Marcel Schmitt Coin de la Moder 800 2017Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkriegtrat mein Vater Marcel Schmitt bei Eugène Baumer in die Schreinerlehre ein. Seine Gewissenhaftigkeit in der Holzbearbeitung sowie seine zeichnerische Fertigkeit und seine malerische Begabung veranlassten Henri Baumer, den von Intarsien begeisterten jungen Mann mein Vater besuchte ihn oft in seiner Werkstatt - in seine Obhut zu nehmen. Er weihte ihn in die Intarsientechnik ein und überliess ihm später seine Werkstatt samt Einrichtungen und wertvollen Furnieren.

Im Laufe der Jahre erwarb sich mein Vater mit verschiedenen Intarsienbildern mehrere Goldmedaillen, namentlich an der «Première Exposition Nationale des Arts et Techniques» 1961 in Paris. Im selben Jahr wurde auch er zum «Meilleur Ouvrier de France» gewählt.

 

 

 

 

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